Wie Schweizer KMU den ESG-Wandel meistern

Wie Schweizer KMU den ESG-Wandel meistern

Am «Kongress Handelskammer Basel – Spotlight Finance» wurde Renaissance eingeladen, ihre langjährigen Erfahrungen mit der Einführung und Umsetzung von ESG-Systemen bei ihren Beteiligungen zu präsentieren.

In nur wenigen Jahren sind die ESG-Standards auch in der KMU-Welt in den Fokus gerückt. Das Nachhaltigkeitsthema fristet nicht mehr länger ein Nischendasein, sondern ist heute integraler Bestandteil einer Unternehmensstrategie.

Zu verdanken ist dieser Wandel verschiedenen «Influencern», darunter Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden, die KMUs zur Anpassung bewegen. Um ihr ESG-Engagement mit quantitativ messbaren Fakten zu unterlegen, werden Tools zur Mess- und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistung immer wichtiger. Zu diesen Themen präsentierte Renaissance am «Kongress Handelskammer Basel – Spotlight Finance».

 

Von der Imagesache zur Kernstrategie

Noch vor ein paar Jahren war ESG für Schweizer KMUs lediglich ein netter Zusatz. Heute gehört die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten fest zur Unternehmensstrategie und ist ein absolutes Muss. Das zeigen die KMU-Mittelstandstudien, die 2019 und jüngst 2022 durchgeführt wurden. Noch vor vier Jahren reduzierten 64% der Befragten ESG auf eine Frage des Images. Gar 67% gaben an, noch nie aus ESG-Gründen auf ein Geschäft verzichtet zu haben.

Die neuste Umfrage zeichnet ein anderes Bild. So erachten 84% der Teilnehmer die Bedeutung von Nachhaltigkeit als mittel bis sehr hoch. Für 75% aller Befragten stellt die Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil ihrer Strategie dar. Wer aber treibt diesen plötzlichen Wandel vor an?

 

Ein Blick auf die «Influencer»

Naheliegend ist der Einfluss von Investoren, die wie Renaissance als Mehrheitsaktionär eines Unternehmens wichtige Veränderungen erwirken. So nehmen wir als Mitglied des Verwaltungsrats Einfluss auf die Unternehmensführung und ihre ESG-Bestrebungen.

Zu einem immer bedeutenderen Influencer werden die «Kunden/innen». Deren Vorgaben und Anforderungen wirken sich immer stärker auf das Verhalten von KMUs aus. Und als KMU habe ich denn auch kein Interesse daran, einen wichtigen Kunden zu verlieren, nur weil ich den mir gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen nicht nachkomme.

Ein passendes Beispiel liefert eines unserer Portfoliounternehmen. Es handelt sich um die Bandi AG, ein Hersteller und Lieferant von Drehteilen für die Uhrenindustrie. Auf Anfrage einer der grössten Schweizer Uhrenmanufakturen musste die Bandi AG ein vollständiges ESG-Audit ihrer Produktionsstätte und -prozesse durchführen. Ein solches war die Voraussetzung dafür, dass Bandi AG auf der Lieferantenliste dieses führenden Uhrenherstellers aufgeführt werden konnte.Das zeigt: Über die Kundenbeziehung übersetzen sich Nachhaltigkeitsanforderungen, denen börsennotierte Unternehmen aufgrund des Öffentlichkeitsdrucks heute nachkommen müssen, auch in die KMU-Landschaft.

Ein weiterer Einflussfaktor, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind Regulierungsbehörden. In der Wahrnehmung zwar kaum der «offensichtlichste» Influencer, ist der Einfluss der Behörden sehr stark gewachsen. So hat der Bundesrat die Pflicht zur Publikation eines Berichts über nichtfinanzielle Belange – zum Beispiel CO2-Ziele, Sozialbelangen oder Korruptionsbekämpfung – seit dem 1.1.2022 zum Gesetz gemacht. Das bedeutet, dass Unternehmen die neuen Vorschriften erstmals im Geschäftsjahr 2023 anwenden müssen. Dieses Gesetz gilt vorerst nur für KMUs mit mindestens 500 Beschäftigten und einem Umsatz von mindestens 40 Millionen Franken. Es ist aber zu erwarten, dass es mittel- bis langfristig auch fürkleinere Unternehmen bindend werden wird.

Mittels Verordnung soll es insbesondere beim Thema «Klima» – so zum Beispiel bei den CO2-Zielen – zu einer Konkretisierung kommen. Diese Bestimmungen sollen voraussichtlich am 1.1.2023 in Kraft treten und die Veröffentlichung der nichtfinanziellen Berichterstattung auf der eigenen Webseite vorsehen. Damit soll garantiert sein, dass diese Berichterstattung für jedermann zugänglich ist und so durch die Öffentlichkeit besser geprüft werden kann. In einem letzten Schritt, und dazu wird es im Sommer 2023 eine Vernehmlassung geben, soll eine internationale Regelung für eine nachhaltige Unternehmensführung verabschiedet werden. Wie diese genau aussehen und per Gesetz zu implementieren wäre, scheint uns aus heutiger Sicht jedoch noch nicht klar. Der Sinn und Zweck davon sollte noch debattiert werden.

 

ESG muss quantifizierbar werden

Der Wandel hin zu mehr ESG-Engagement in KMUs ist also in vollem Gang und wir von verschiedener Seite vorangetrieben. Wie aber lässt sich Nachhaltigkeit quantifizierbar machen? Denn letztlich sollten KMUs ihre Prozesse und Produkte nicht nur qualitativ besser gestalten, sondern die Verbesserung sollte auch quantitativ messbar sein.

Dieser Absicht sind wir von Renaissance 2018 nachgekommen und habe sie in messbare Ergebnisse umgesetzt. Vom Pragmatismus angetrieben haben wir damals ein Excel-basiertes Tool zur ESG-Quantifizierung entworfen. Dieses ist heute zur Web-basierten Rating-Plattform «esg2go» mutiert. Die Open-Source-Plattform wird heute zusammen mit dem Center ofCorporate Responsibility and Sustainability der School of Management in Freiburg und vielen namhaften Partnern wie der UBS, Raiffeisen, SwissCleanTech oder SwissExport betrieben.

200 Schweizer KMUs haben eine Lizenz gekauft und nutzen die Plattform. Ihnen werden nicht etwa hypothetische Fragestellung auferlegt. Vielmehr liefert das Tool pragmatische Fragen, die der Finanzdirektor eines KMUs innerhalb eines Tages beantworten kann.

Als Gründungsmitglied dieser esg2go-Initiative verfügt Renaissance über ein erstklassiges Instrument zur Erstellung einer ESG-Bilanz ihrer Beteiligungen. Es ist unser Ziel, mit der Entwicklung dieser offenen und transparenten Plattform, den breiten Einsatz von ESG-Rating bei Schweizer KMU zu unterstützen und fördern.